Gelingende Kommunikation in gesprochener und geschriebener Sprache gilt im Alltag als Standard, der gesellschaftlich vorausgesetzt und immer wieder vom Einzelnen gefordert wird. Dennoch ist unser Leben voll von Missverständnissen und augenscheinlich misslungener Kommunikation, aus der Konflikte, aber auch neue und ungewohnte Sichtweisen auf unser Zusammenleben entstehen können. Mehrdeutigkeit ist im Alltag nicht gefragt, in der Kunst und Literatur hingegen wird eine Verweigerung des unmittelbaren Verständnisses gezielt eingesetzt.
Das Projekt Störsender versucht als Gemeinschaftsarbeit der Dramaturgin Anke Platon, des Regisseurs Ingo Toben und von Schüler/innen mit Förderbedarf, Situationen des Nicht-Verstehens und Nicht- Verstandenwerdens zu erforschen und daraus ein Textbuch für ein Live-Hörspiel zu entwickeln, das die Beteiligten öffentlich aufführen. In der textlichen und szenischen Arbeit sollen die Schüler/innen vorhandene Defizite in Artikulation und Ausdruck als Potentiale für künstlerische Verfahren erkennen können.
Welche Strategien entwickle ich, wenn ich nicht verstanden werde? Was verstehe ich, wenn ich etwas nicht verstehe? Welchen Nutzen hat das Nicht- erstehen für mich?
Welche Fähigkeiten entwickle ich dadurch, dass ich nicht verstanden werde? Gibt es eine Gemeinschaft des Nicht-Verstehens? Diese Fragen sollen ein künstlerisches Forschen anregen und den eigenen Blickwinkel auf Sprache und Kommunikation öffnen.

In der ersten Phase des Projekts erarbeiten die Beteiligten unter Leitung der Dramaturgin Anke Platon das Textbuch für das Hörspiel (ca. 30 Minuten). In szenischen Improvisationen werden Situationen und Dialoge des Nicht-Verstehens durchgespielt und akustisch aufgezeichnet. Die Schüler/innen arbeiten aus ihrer Erinnerung, ihrem Erleben und/oder ihrer Phantasie. Anke Platon bringt das Material in Textform, redigiert es und montiert daraus das Textbuch.

In der zweiten Phase des Projekts suchen die Schüler/innen unter der Leitung des Regisseurs Ingo Toben nach Möglichkeiten, das Textbuch als Live-Hörspiel szenisch umzusetzen. Dabei geht es sowohl um die Sammlung von Geräuschen und Musik für das Hörspiel, als auch um die Entwicklung von Settings, in denen die Schüler/innen die Besucher/innen an der Performance des Live-Hörspiels beteiligen können. Geräusche, Klänge und Experimente mit gesprochener Sprache sowie Improvisationen ergänzen auswendig gelernte oder vorgelesene Passagen. Das Live-Hörspiel soll als Gemeinschaftserlebnis von Darsteller/innen und Publikum an einem großen Tisch stattfinden, der die Gemeinschaft aller Anwesenden behauptet und darüber hinaus Möglichkeiten bietet für interaktive Begegnungen zwischen Darstellern und Besuchern.

„Störsender“ richtet sich an alle interessierten Schüler/innen mit Förderbedarf. Es bietet sich aus Gründen der Verdichtung des künstlerischen Prozesses an, dieses Projekt in Blockform durchzuführen (2 Schulwochen). Es sind aber auch andere Modelle denkbar.
Die Abschlusspräsentation kann sowohl in einem geeigneten Raum der Schule als auch im Forum Freies Theater (FFT) in Düsseldorf gezeigt werden.