Aus Sachensuchern werden Künstler

Zitat aus „Pippi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren
[...] Annika: „ Was wollen wir jetzt machen?“ - Pippi: „ Was ihr machen wollt, weiß ich nicht Aber ich selbst werde nicht auf der faulen Haut liegen, ich bin nämlich ein Sachensucher da hat man
niemals eine freie Stunde. “- Annika: „ Was ist das?“ - Pippi: „Jemand der Sachen findet Was soll es anderes sein? Die ganze Welt ist voller Sachen, da ist es doch notwendig, dass jemand sie findet Das tun eben Sachensucher.“
Annika: „Was sind denn das für Sachen?“ - Pippi: „Ach, wisst ihr, alles Mögliche. Goldklumpen und Federn und tote Mäuse und Schrauben und all so was. Etwas findet man immer Am besten wir fangen auf der Straße an zu suchen, wo Menschen sind da findet man immer die besten Sachen.
[...]“
Der natürliche Forscherdrang und die Neugierde der Kinder führen zu ihrem unverfälschtem Umgang mit Material und Kunst. Ich biete den Kindern einen Raum, dieses Talent auszuleben und möchte es auf spielerische Weise fördern.
Nach einem langen Schultag, an dem vor allem kognitive Kompetenzen gefragt sind, ist es wichtig, dass Kinder sieh kreativ und handwerklich betätigen können. Beim freien Experimentieren werden alle Sinne angesprochen und Zusammenhänge neu gestaltet und begriffen. Persönlichkeitsbildung und die Stärkung des Selbstbewusstseins sind nur einige zu nennende positive (Neben)-Effekte.

Umsetzung:
Materialien jeglicher Art werden gefunden, sortiert, entwickelt, verändert, entdeckt, verpackt, getauscht, in andere Zusammenhänge gebracht und mit persönlicher Bedeutung gefällt. Jeder kleine Künstler wird sein eigenes kleines Sammelsurium an Fundstücken, Naturmaterialien, Materialproben und Ideen in einem kleinen Schubladenmuseum anlegen.
Fundstücke haben eine eigene Geschichte. Wo kommen sie her? Wer hat sie verloren oder
weggeworfen? Sind sie wertvoll? Waren sie wertvoll? Werden sie vermisst? Wie alt sind sie?
Nachdem die Kinder diese Fragen beantwortet haben, stellt sich eine neue, wichtige Frage:
Was wird nun aus diesem Fundstück? Wie kann die alte und neue Geschichte zusammenkommen? Wie gestalten die Kinder ein persönliches Kunstwerk?

Die Kinder lernen vorhandene Strukturen zu durchbrechen. Sie lassen sich ein auf spontane, phantasievolle Prozesse. Ihnen wird die Zeit gegeben, sich ausdauernd und intensiv auf ihre individuelle Art mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die Spontanität soll die Freude am Tun unterstützen und ohne Qualitätskontrolle zu expressivenErgebnissen fuhren.
Das Material setzt Impulse für kreative Auseinandersetzung; gemeinsam werden wir reflektieren und anregen.

Die Erfahrungen des Entdeckens und Entwickelns werden sowohl individuell als auch in der
Kleingruppe gemacht.
Wir gehen auf Spurensuche und finden unsere Materialien; dadurch haben wir einen Mehrwert (Geschichte, Abnutzungserscheinungen, Unikate) und schranken zudem unseren Konsum ein.

„Ich sah nämlich nicht den Grund ein, weshalb man die alten Fahrscheine, angespülten Hölzer, Garderobennummern, Drähte und Radteile, Knöpfe und altes Gerümpel aus Bodenkammern und Müllhaufen nicht ebenso gut als Material für Gemälde verwenden sollte, wie die von Fabriken hergestellten Farben.“
Kurt Schwitters (Zitat von 1927)

Projekte:
— Malerei mit Sand und Erde, Farbenherstellung aus Pigmenten, Herstellung unterschiedlicher „Pinsel“
— Land-Art: bei Waldbesuchen werden Astgerüste gebaut, Formen im Sand- und Erdbett mit Gips abgegossen, gezielte Verwitterung diverser Materialien beobachtet, fotografische Dokumentation erstellt
— Objektverfremdung (Buch, Lieblings-T-shirt, Teddy...)
— Collage-Decollage: Papier, Pappe, Zeitung, Plakate, Fotos werden bemalt, beklebt, zerrissen
— Drucken und Abdrucken der Materialien
— Verpackungslcunst: Gegenstände werden mit Papier oder Textil eingepackt.
— großformatige Fotos und Plakate werden übermalt
— Combine Painting: dreidimensionale Gebrauchsgegenstände werden auf einer abstrakten Malerei montiert
— Action Painting: prozessorientierte, unmittelbare und dynamische Maltechnik

Theoretische Exkurse:
Zwischen den praktischen Arbeiten werden wir uns mit dem Leben und den Werken einiger
Künstler auseinandersetzen. Robert Rauschenberg, der Teile der realen Welt in die Kunst holte, Claes Oldenburg, der Alltagsgegenstände aus „banalen“ Werkstoffen überproportional darstellte und Josef Beuys, der in der „sozialen Plastik“ mit Filz, Fett und Schokolade arbeitete.

Bei einem Ausflug in das Ludwig Forum werden wir Arbeiten von Robert Rauschenberg, Claes Oldenburg und anderen Pop-Art Künstlern betrachten.
Für die Kinder ist es ein großes Erlebnis, die Originalkunstwerke im Museum zu sehen.

Präsentation:
Eine Ausstellung der Kunstwerke wird am Ende des Schuljahres in der Schule und auf dem
Schulhof präsentiert. Ergänzend wird eine Fotodokumentation der kreativen Prozesse gezeigt, die während der Kursstunden entsteht.
Dazu werden Eltern, Schulkameraden, OGS Personal, Lehrer und Freunde eingeladen.
Für die Kinder ist eine Präsentation ihrer Werke von großer Bedeutung.
Sie können stolz auf sich sein!

Die Kinder lernen mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.
Sie lernen diverse künstlerische Techniken. Ich unterstützte sie darin, ihre Neugierde und
Spontanität auszuleben. Die kleinen Künstler werden ihre Persönlichkeit stärken und Teamfähigkeit beweisen.