Das Tanztheaterprojekt will sich, gemessen an den Schwerpunkten der Tanztheaterarbeit in der RSD der letzten Jahre, zwei gänzlich neuen Herausforderungen stellen.
- Klassische Musik - insbesondere Programmmusik für den Streetdance nutzen
- Flashmob - Angebot für kreative Möglichkeiten einer virtuell orientierten Gesellschaft
Die von Mussorgsky geschriebene Musik zu Bildern seines früh verstorbenen Freundes Viktor Hartmann bietet sehr unterschiedlich “gemalte“ musikalische Impressionen. So unterschiedlich wie die Bilder Hartmanns, die Freunde im Frühjahr 1874 zu einer Gedenkausstellung zusammenfügten, setzte Mussorgsky ihm danach zu 10 Bildern sein musikalisches Denkmal. Erst l922, nachdem Maurice Ravel zum Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" eine Orchesterfassung geschrieben hatte, begann man ernsthaft sich für die Musik zu interessieren.
Die 11 musikalischen Bilder tänzerisch umzusetzen liegt nahe, weil sich Mussorgskys Musik gestaltete wilde Sprünge, ruhige und gleichförmig begleitete Melodien, akustisch monotone, dumpfe Klänge, federleichtes, lebendiges vergnügtes Herumtrippeln, Verdoppeln des tänzerisch darstellen lässt.
Die Auswahl der von Mussorgsky bearbeiteten Bilder/Themen scheint nunmehr gar nicht zufällig, sondern spiegelt die menschlichen Lebenssituationen und Gefühle, die das Leben stellt
Hier begegnen sich Bildungsgut mit Zukunftsplanung. Als Vernetzungsaufgabe stellt sich dem Choreographen nun die Aufgabe, die Schüler & Schülerinnen über die Beschäftigung mit der Programmmusik des späten 19. Jahrhunderts sowohl für den Bezug zum 21. Jahrhundert als für ihre persönliche Lebensgestaltung zu öffnen.
Nach der Idee, Regie und Choreographie von Seien Erdogmus erarbeitete sich ihr Team ThOP in Göttingen 2009 eine Mussorgsky-lnszenierung die ähnliche Züge wie unser Projekt haben soll.
Neue Wege gehen wird die Gruppe mit Guido Kreiten jedoch, wenn sie Mussorgskys Musik mit Hip-Hop und Streetdance interpretieren. Streetdance wurde ursprünglich außerhalb der Tanzschulen auf Straßen und u. a. auf Schulhöfen entwickelt. Der in hohem Maße improvisationsfreudige und kommunikative Tanz ermöglicht den Tänzern sogar, mit dem Publikum zu kommunizieren. im Gegensatz zu vielen anderen Formen des Tanzens lässt der Streetdance Raum zur Entwicklung der eigenen Individualität und Originalität. Die Tänzer interpretieren bestehende Passagen oder Motive frei und entwickeln daraus ihren eigenen
Ausdruck. Improvisation gehört jederzeit dazu.
Seit Will Spoors Projekt "Zebra Fußgängertheater" zu Anfang der 9Oiger Jahre sind Flash mobs auf öffentlichen und halböffentlichen Plätzen vertraut geworden. Einem Aufruf aus dem Internet beispielsweise folgend treffen sich die Teilnehmer, die sich üblicherweise persönlich nicht kennen, um weitere Instruktionen für ungewöhnliche Dinge zu bekommen. Typisch für Flashmobs sind dabei die blitzartige Bildung scheinbar spontaner Menschenansammlungen, das identische Handeln wie aus dem Nichts und die abrupte Auflösung nach wenigen Minuten.
Besonders charmant, gerade im Bezug zu unserem Projekt, erscheinen zwei aufgezeichnete kommerzielle Flashmobs: "T-mobile-Dance" und "Airport musical" (httl://webmarketinQblog . at/2009104/1 8ldie-1 0-besten-flashmobs!).
Denkbar ist auch, dass die Schüler/innen, angeregt durch die Flashmob-Internetpräsents aus Hamburg, Ankara, Rom anlässlich des Todes von Michael Jackson am 25. Juni 2009, "Tanzspots"/Flashmobs zu populären Hip Hop gestalten wollen, seien es Michael Jackson, 50 cent, Lady Gaga, Madonna, Justin Timberlake oder Missy Elliot.
Guido Kreiten ist mit der Jugend auf "Tuchfühlung" und es gelingt ihm auf "Augenhöhe" gemeinsam mit den Teilnehmern Neues zu entwickeln. So lässt sich auch denken, dass die Endprodukte Tanz nicht allein die Musik zu Mussorgkys "Bilder einer Ausstellung" verarbeiten, sondern ein neues Arrangement mit vertanzter Programmmusik des 19. Jahrhunderts und populärem Hip Hop entsteht.
Im 2. Halbjahr wird sich die tänzerische Arbeit zielstrebig an die Entstehung des Endproduktes Aufführung machen. Angedacht ist die Präsentation mehrerer Sequenzen in der Aachener Innenstadt.
Die Gruppe könnte mit Ghettoblaster und informierenden Handzetteln sich an verschiedenen Plätzen der City einfinden und in Form von Flashmobs ihre Arbeitsergebnisse des Jahres präsentieren: Die Tänzer/innen tauchen überraschend auf, präsentieren ihre "Spots" und verschwinden wieder.