In Tschechows „Kirschgarten" geht es um die Familie Ranjewskaja, die Besitzer des hoch
verschuldeten Landgutes mit legendärem Kirschgarten. Die Schulden wachsen ins
Unermessliche, das Erbe ist bedroht, jeder weiß es, aber gelähmt von alten Erwartungen
an das Leben und wenig rosigen Zukunftsaussichten werden die Hände in den Schoß gelegt.
Der junge Geschäftsmann Lopachin, dessen Vorfahren noch als Knechte auf dem Hof
geschuftet haben, schlägt vor, den Kirschgarten abzuholzen, Ferienhäuser zu bauen und
zu vermieten. Auch dazu kann die Familie sich nicht entschließen. Alle Beteiligten
erstarren in Regungslosigkeit und versuchen so, ihre Sorgen und Ängste zu verdrängen:
"was ich ignoriere, ist auch nicht da".
Einerseits steht in dieser Geschichte die Notwendigkeit profitablen Wirtschaftens und
andererseits der Sinn für das (nutzlose) Schöne, das Ideelle. Hierbei wird von Tschechow
jede Position infrage gestellt, vor allem aber die daraus resultierende Bewegungslosigkeit
der Akteure und die schwerwiegenden Konsequenzen.
Letztlich geht es in dieser absurden Komödie um Klärung von Lebensentwürfen,
Entscheidungsfindung und die Entschlusskraft, diese durchzusetzen, aber auch um deren
Realisierbarkeit.
Durch die Auseinandersetzung mit diesen Themen haben die Jugendlichen die Chance,
sich mit ihren eigenen Wünschen und deren Umsetzbarkeit zu beschäftigen und
bekommen einen Einblick in die Konsequenzen des "nichts-tuns".
Tschechows Stücke sind den meisten der Jugendlichen sicherlich unbekannt; die
Theaterarbeit erfordert eine inhaltliche und sensitive Beschäftigung mit Geschichten eines
Autors, der ihnen beim puren Lesen sicherlich altmodisch und schwierig erscheint. Die
Fokussierung auf das Thema und die Aktualität für jeden Einzelnen ermöglicht ihnen,
einen Zugang und ein Verständnis auch für scheinbar "angestaubte" Geschichten.

Die Inszenierungsform werden wir u.a. auch abhängig machen von den Vorstellungen der
Schüler/innen. Verschiedene Stilrichtungen werden vorgestellt und gemeinsam
entschieden, welche die am besten Geeignete scheint.
Hierfür werden in den Probeneinheiten unterschiedliche Übungen und Spiele durchgeführt,
die auch ein weitreichendes Schauspielbasistraining beinhalten.