Die Hauptschule Lützowstraße liegt im Dortmunder Stadtteil Hafen, einem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf. Die Schülerinnen und Schüler stammen zu 87% aus Familien mit Migrationshintergrund. Die Gestaltung des sozialen Miteinanders, Kommunikation und Sprachverständnis stellen daher zentrale Herausforderungen für die Schülerinnen und Schüler im Schulalltag dar. Das Medium Theater fördert die Beschäftigung mit Sprache, macht eigene Verhaltensnormen bewusst, trainiert das Miteinanderarbeiten in der Gruppe und stärkt das Selbstbewusstsein der Schüler durch das Einüben und Präsentieren von szenischem Spiel.
„Nachtschwärmer“ ist ein Theatertext mit Märchenmotiven von Thomas Oberender, der als Grundlage für die Entwicklung einer eigenen Version durch die Gruppe dient.
Drei Schwestern verschwinden Nacht für Nacht von zu Hause und liegen am nächsten Morgen mit zertanzten Schuhen in ihren Betten. Der verständnisunfähige Vater will das Geheimnis seiner Töchter über ihre nächtlichen Ausflüge lüften und entdeckt mithilfe eines Spitzels, dass seine Töchter einen Zugang zur Unterwelt haben und dort ihre Traumprinzen befreien wollen. Der Zugang zur Unterwelt bleibt durch diese Entdeckung für immer verschlossen. Auf die tiefe Enttäuschung der jungen Frauen folgen neue, verlockende Perspektiven in der Oberwelt.
In dieser Geschichte stehen die Themen Konflikte mit Eltern sowie die
Loslösungsprozesse der Jugendlichen von ihren Eltern zentral. Die Geschichte verbindet
zwei Welten, die bewusste und unbewusste Handlungsebenen symbolisieren. Die
Unterwelt thematisiert das Abtauchen der Jugendlichen in ihre eigenen Welten wie z.B. die
Clique, Partys, Drogen oder Computerspiele. Diese Welten werden einerseits als
Schutzraum in der konfliktreichen Zeit der Pubertät erfahren, zum anderen ist das
Abtauchen eine Strategie, um Konflikte zu meiden. Die Auseinandersetzung mit dem
Ausgang der Geschichte in der Oberwelt setzt ein Zeichen, Konflikte anzugehen und sie
zu überwinden. Zugleich animiert die Aufgabe, den Ausgang der Geschichte in der
Oberwelt zu gestalten die Teilnehmer zu einem konstruktiven / positiven Blick auf die
Zukunft. Die Aufgabe gibt Raum zur Entwicklung von persönlich erstrebenswerten Zielen. Ein Warm up mit verschiedenen Schwerpunkten je nach Arbeitsphase, aus Bewegungsspielen, Übungen zu Körperausdruck, Sprache und Improvisation sowie Spiele zur Stärkung der Gruppendynamik führt in jeder Einheit in die gemeinsame Arbeit ein. Hierdurch wird eine Basis für das darstellende Spiel gebildet und es soll eine feste, dynamische Gruppe gebildet werden. Mittels verschiedener Improvisationstechniken trainieren die Teilnehmer das Miteinanderarbeiten, das flexible Reagieren aufeinander sowie die Umsetzung eigener Ideen auf der Bühne. Die Teilnehmer erspielen sich die Szenen und Inhalte der Textvorlage, indem sie durch Gespräche und theaterpädagogische Übungen stets einen Bezug zur eigenen Lebenswelt hergestellt haben.
Tanzen ist eine Ausdrucksform, die den Schülern der Hauptschule nahe liegt. Das Projekt kooperiert mit der erfolgreichen Tanz-Ag, welche im Schülerclub „von Schülern für Schüler“ durchgeführt wird. Es werden gemeinsame Choreografien entwickelt, die in die Aufführung des Projektes eingebunden werden. Die Entwicklung von Choreografien zur Musik stärkt das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe und trainiert das Rhythmusgefühl und das Ausdrucksrepertoire der Teilnehmer.
Zur Vorbereitung der Aufführung werden die Ideen für Kostüme, Requisiten und
Bühnenelemente entwickelt und deren handwerkliche Umsetzung von den
Teilnehmern selbst übernommen. In der gemeinsamen Bewältigung dieser Aufgaben
in der Gruppe werden Schlüsselkompetenzen gefördert und ausgebildet.
Zu der Arbeitsphase im ersten Halbjahr wird eine Präsentation der Zwischenergebnisse vor Mitschülern und Lehrern veranstaltet, um Präsenz einzuüben, Bühnenerfahrung zu sammeln und Motivation für das zweite Halbjahr zu schaffen. Zum Ende des Schuljahres findet eine Aufführung vor den Eltern, Schülern und Lehrern statt, die auf den Ergebnissen des ersten Halbjahres aufbaut.