Aus dem Off ist Donner zu hören, ein ausklingendes Gewitter. Der Regen wird weniger bis er schließlich ganz aufhört. Ayshe und Malte kommen auf die Bühne gelaufen - tropfnass. Ayshes Jacke ist total durchgeweicht, Malte wringt sein Sweatshirt aus. Sie sind dennoch guter Laune, schauen ein wenig skeptisch zum Himmel, bis sie plötzlich einen (imaginären) Regenbogen entdecken. Weitere Kinder stürmen ausgelassen auf die Bühne,
bis auch sie das Naturschauspiel sehen und inne halten.
So oder ähnlich könnte das Tanz-Stück beginnen. Aus einem eher schauspielerisch anmutenden Anfang entwickeln sich getanzte Sequenzen. Die Rhythmisierung alltäglicher
Bewegungen, der Wechsel von schwungvoll-energischen und fragil-verhaltenen Bewegungsbildern entfacht beim Zuschauer ein lebhaftes Geschehen vor dessen innerem wie äußerem Auge. Er lässt ihn zum 'geheimen' Verbündeten der Kinder bei ihren
Abenteuern als 'Regenbogenfänger' werden.
Die Erarbeitung dieses Stücks läuft über verschiedene 'Stränge': das Herausfinden und Weiterentwickeln des bereits vorhandenen individuellen Bewegungsrepertoires der Kinder; Fragen nach der Bedeutung von Farben - für die Kinder selbst sowie auch im alltäglichen Leben, im 'Volksmund' (z.B. Sprichwörter), in anderen Kulturen; Fragen, wo und wie uns unterschiedliche Farben in der Natur begegnen; Fragen, ob Farben unterschiedliche Gefühle ansprechen oder auslösen können. Aus dieser Sammlung von Ergebnissen, Antworten, Eindrücken lassen sich die Anteile herausschälen, die den Kindern am wichtigsten und die für eine tänzerische Umsetzung am besten erscheinen. Mittels gezielt gestellter Improvisationsaufgaben, die die Kinder bei ihren individuellen Bewegungs- und Ausdrucksfähigkeiten abholen und sie sanft und spielerisch fordernd zu
einer Weiterentwicklung führen, wächst so Szene für Szene zusammen.
Unterstützend und anregend kann hierbei auch der (sparsame) Einsatz von Requisiten sein. Dazu gehören sowohl ganz 'klassische' , wie z.B. bunte (Seiden-)Tücher, aber auch
z.B. Fundstücke, Gegenstände, die die Kinder selbst suchen (im Wald, in Flussnähe, im urbanen Raum...).
Der Umgang mit Requisiten hilft oft, zu neuen Bewegungsideen zu gelangen. Darüber hinaus bietet er schüchternen Kindern häufig die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit zunächst erst einmal (scheinbar) von sich abzulenken und auf das Objekt zu richten. Die
Überwindung von Unsicherheit und Stärkung der Selbstsicherheit geschehen dabei auf spielerischem Wege.
Bleibt am Ende die Frage, schaffen es die jungen Tänzerinnen und Tänzer tatsächlich, den Regenbogen einzufangen? Wir lassen uns überraschen.