Unweit der Ricarda-Huch-Realschule wurde ein neues Flüchtlingsheim eingerichtet. Dort werden ca. 120 Menschen vor allem aus Syrien, aber auch aus verschiedenen Balkan-Ländern wie Kosovo, Mazedonien und Albanien leben. Einige der Jugendlichen, die dort wohnen, besuchen auch die Ricarda-Huch-Realschule. Ihre Biografien und die aller theaterinteressierter SchülerInnen zwischen 13 und 15 Jahren stehen im Mittelpunkt dieses Performance-Projektes. Angeregt durch die Kooperation, mit dem Kinder- und Jugendtheater Dortmund und deren Stück „Say it loud – Stories from the brave new world“, das in der neuen Spielzeit mit dem Flüchtlingsheim an der Adlerstraße entwickelt wird, suchen die TeilnehmerInnen nach Geschichten, die es in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen gilt.
Doch was bedeutet „Öffentlichkeit“ rund um die Ricarda-Huch-Realschule? Das Projekt widmet sich neben der Vermittlung von Grundlagen des Theaters zunächst der theatralen Feldforschung auf den Straßen und Plätzen in der östlichen Innenstadt Dortmunds. Die Jugendlichen studieren im öffentlichen Raum rund um die Schule Menschen und deren Verhaltensweisen, werden aber auch in ihrer Wahrnehmung dafür sensibilisiert, welche Geschichten Architektur und Stadtleben erzählen. Dazu werden sie in der Anfangsphase des Projektes nach einer „Warming-up“-Runde mit konkreten Aufträgen für eine begrenzte Zeit losgeschickt. „Welche Konflikte zwischen Kindern auf dem Spielplatz in der Nähe des Flüchtlingsheims beobachtest Du? Studiere die Körpersprache der Beteiligten!“, „Ergründe die Art und Weise, wie Menschen den Berswordt-Platz überqueren!“, „Nehme mit deinem Handy die Geräusche der Davidisstraße au!“ - könnten die Aufträge lauten.
Zurück im Theaterraum werden die Ergebnisse dieser Forschung ausgetauscht und theatral weiterbearbeitet. Parallel dazu werden mit Mitteln des biografischen Theaters und mithilfe des Improvisationstheaters eigene Geschichten szenisch umgesetzt.
Der Mix aus Szenen, deren Ursprung „drinnen und draußen“ liegt, wird zu einer kurzen Performance verwoben, die wiederum auf öffentlichen Plätzen gezeigt werden.
Der Besuch der Produktion „Say it loud!“ im Flüchtlingsheim in der Adlerstraße, die anschließenden Gespräche mit den professionellen TheatermacherInnen und SchauspielerInnen begleiten diesen Prozess.