Für Tanz und Theater ist die Bühne sowohl Realraum mit konkreten Abmessungen und
physischen Gegebenheiten, als auch Ort der Imagination von Raum und Zeit. Sie zeigt „das, was ist" oder „das, was sein könnte".

In diesem Projekt wird dieses Bild der "leeren Architektur" aufgenommen, um mit den Kindern darin zu spielen und mit einfachen Mitteln neue Räume entstehen zu lassen. Weiße Kartonhocker werden wie überdimensionierte Bauklötze als architektonische Module genutzt, um Raumstrukturen zu inszenieren.
Ausgelegt oder gestapelt schaffen sie unterschiedlichste Bezugspunkte, Ansichten und
Raumaufteilungen, die allein schon auf der physischen Ebene Laufwege für die Tänzer
verändern und nahelegen: drum herum, zwischendurch, dagegen, dahinter, davor....
Stapet, Säulen, Pyramiden, Streuungen, Kreise, Geraden und Diagonalen lassen Mauern,
Wände, Türen, Tore assoziieren, Innen und Außen entstehen, bieten ein Spungbrett für
Bilder und Geschichten. Je nachdem, wie die Objekte zueinander stehen/liegen, definieren
sie den Raum neu. Zwei parallele Säulen können z.B. ein hoheitliches Portal darstellen
oder eine enge Klamm, einen niedrigen Höhleneingang oder eine Ladentür, den Zugang
zur Straßenbahn oder die Schleuse in eine andere Welt.

Aufhänger für die Kinder ist die „Reise" in fantastische Räume. Da diese sich verändern
sollen, geht es aber eher um Raumqualitäten als um Illustrationen von konkreten Orten
einer hintereinander abspulenden Geschichte. Anmutungen z.B. von Fülle und Leere,
Enge und Weite, Klarheit oder Winkligkeit, Tief oder Hoch, legen entsprechende
Bewegungsqualitäten nahe: sich drängen, schlängeln, steigen, legen, rollen, kriechen,
umherlaufen, irren, sich orientieren, gegenseitig führen, rein- und raus lassen...
Dabei sind die Kartons nicht zwingend statische Kulisse, sondern können auch Teil des
tänzerischen Spiels werden. Sie werden mitgetragen, zusammengestellt oder auseinander
genommen, verändert, neu postiert. Sie können choreografische Mittel sein: als Gruppe
über den Kopf gehalten, ergibt sich ein Dach; in einer parallelen Welle bewegt, löst sich
eine statische Form (Mauer) auf; hochgeworfen und gefangen werden sie zum Steinschlag

Ein schier unbegrenztes Spielfeld tut sich auf, das nur durch ständige Experimente
erschlossen werden kann. Dass passiert natürlich in erster Linie 1:1 durch Ausprobieren.
Den Kindern werden aber auch Bauklötze an die Hand gegeben, mit denen sich
schnell im Modell Konstellationen erproben und begutachten lassen. Innerhalb der
imaginierten Orte wird dann Bewegungsmaterial gesammelt, das am besten dazu passt
oder sich aus dem konkreten Aufbau ergibt. Der Musik kommt dabei eine unterstützende,
zeltgestaltende oder rhythmisierende und stimmungstragende Funktion zu. So lasst sich z. B. Spannung mit der Bewegung auf unsicherem Terrain verbinden (sich verstricken,
verirren..), Rhythmik mit der Mechanik des Bauens (stapeln, weitergeben, türmen...),
Spacige Musik vielleicht mit einem Ort, an dem alles weit und leicht ist...
Neben der Musik kann auch Stille zum atmosphärischen Ausdrucksmittel werden oder live
erzeugter Klang/Körperschall der Kartons, die auch als Perkussionsinstrumente dienen
oder, mit Tonabnehmer ausgestattet, Klopf- und Kratzgeräusche verstärken können. Zur
Unterstützung des künstlich-fantastischen Charakters der Räume wird Ronja auch Sounds
mitbringen, die sich einspielen lassen. Schon sind wir auch akustisch in anderen Welten!