Eine Auseinandersetzung mit dem Epischen Theater und moralischen Fragen. In seinem Epilog zum „Guten Menschen von Sezuan“ stellt Brecht einige ganz zentrale Fragen an das Publikum „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen/ Den Vorhang zu und alle Fragen offen.../... Soll es ein anderer Mensch sein?/ Oder eine andere Welt?/ Vielleicht nur andere Götter? Oder keine? ...“weiter.
Diese sollen der Ausgangspunkt des Projektes sein. Nach einer Phase des Kennenlernens (- einander/ -mich/ -den Raum der Bühne/ - das Theatermuseum mit seinen räumlichen Möglichkeiten, Ausstellung, Requisiten, Literatur, Kostüm, Material/ - und den Regeln des Theaters) mittels Spielen und theaterpädagogischen Übungen, werden die Schüler zum „GutSein“ im weitesten Sinne in Kleingruppen improvisieren. Basierend auf persönlichen Erfahrungen und Geschichten, vorgegebenen Situationen, Fragestellungen und Zitaten (Beispiele: Was ist ein „gutes Kind“?, Engelchen und Teufelchen, Kommt ein Gott auf die Erde..., Freunde haben und in der Schule gut sein – geht das immer?, was würdest du tun um...? „Jeden mit Glück zu erfüllen, auch sich, das ist gut.“ (Brecht) – geht das? Geht das überhaupt – in unserer Welt?) entstehen Szenen und Minidramen, die die Schüler einander präsentieren.
Auch das Thema der nicht berechnenden, bedingungslosen Liebe kann entsprechend dem Alter der Teilnehmer Grundlage sein. Shen Te wendet sich in dem Drama mit einem der hinreißendsten Liebesgedichte der Weltliteratur an das Publikum. „Der gute Mensch...“ ist zudem sehr reich an den Techniken der Verfremdung: Publikumsansprachen, Lieder, Zwischenspiele, Rückblenden, Pantomimen. Die Spieler sollen ermuntert werden, diese Mittel in ihren Szenen einzusetzen, wie selbstverständlich aus dem Stück zu treten und dem Zuschauer eine neue Perspektive zu bieten. Wir werden uns mit Pantomime und experimentellem Bewegungstheater beschäftigen, Musik, Gedichte und Lieder auswählen und einsetzen und auch selber schreiben. So wird das epische Theater in seiner besonderen Form durch eigene Anwendung erfahren. Brecht betrachtet die Welt als veränderbar (und Veränderung hat sie nötig!). Das Theater, die Kunst bewegt zur Veränderung. Mit jungen Menschen in diesem Sinne auf theatrale Entdeckungsreisen zu gehen, eines der zentralen Ziele des Projektes.