Auch wenn Kinder einer Schule täglich zusammenkommen, kann man bei genauerem Hinsehen oft deutlich feststellen, dass diese in durchaus unterschiedlichen Kontexten leben. Oft ist ihnen dies nicht bewusst. Nur in den wenigsten Fällen haben sie die Möglichkeit, sich dazu zu äußern.
Schulische Projekte wie "Unser Schulweg" oder "Wir lernen unseren Ort kennen" bringen diese Thematik gerade nicht in das Bewusstsein der Kinder.
Hier die Künstlerin mit ihrem Projekt ansetzen und den Kindern über den künstlerischen Zugang zu Fragen wie "Was ist meine/deine Welt?" ein Forum verschaffen, in denen sie sich miteinander mit ihrer Weitsicht auseinandersetzen. Kunst hat dabei den Vorteil, dass mit künstlerischen Mitteln und Techniken des Kontrastierens und Verfremdens Aspekte sichtbar gemacht werden können, die über eine kognitiv-sprachliche Zugangsweise nur schwer erreichbar sind. Somit bietet das Projekt den Kindern die Möglichkeit, ihre Welt mit ihnen neuen Mitteln (der Kunst) darzustellen und diskutierbar zu machen. Aus dem Vergleich ist es dann möglich, nicht nur etwas über den Anderen, sondern letztlich auch über sich selber zu erfahren. Die universale Sprache der Kunst kann dabei helfen, Grenzen zu überwinden und aus der Sprachlosigkeit des Alltags heraus zu kommen.
Anknüpfen möchte ich dabei an Lebensbereiche, zu denen die Kinder einen unmittelbaren eigenen Bezug haben. Das Prinzip der "sozialen Nähe" macht es möglich, verschiedene Erfahrungen und unterschiedliche Lebenskonzepte, wie sie auch bei den Familien der teilnehmenden Kinder zu erwarten sind, miteinander in Beziehung zu setzen, ohne dass es zu einem Vergleich "richtig — falsch, besser — schlechter,..." kommt. Es könnten daher z.B. Bereiche wie Freundschaft, Spiele, Tiere, Familienleben und Rituale, Feste und Feiern, Kochen und Essen thematisiert werden. Die genaue Festlegung kann nur in Abstimmung mit den teilnehmenden Kindern erfolgen.
Als künstlerische Ausdrucksmittel kommen bei diesem Themenfeld alle Techniken in Frage, die diese Weltausschnitte bildhaft darstellen können und auch Kontraste deutlich machen. Ich habe daher vor, zum einen mit traditionellen Gestaltungsmitteln (Malerei) zu arbeiten und zum anderen in Form von Collagen auch digital erzeugtes Bildmaterial zu verarbeiten. Gegebenenfalls kann dies auch in Form von Skulpturen, die Alltagsgegenstände verfremden, geschehen.
Die Arbeitsergebnisse sollen in Form einer Ausstellung präsentiert werden, die nicht nur die Sicht der Kinder auf ihre Welt(en) präsentiert, sondern den Besuchern die Gelegenheit gibt, den Kommunikationsprozess, den jeder einzelne mit seiner Arbeit und in der Auseinandersetzung mit den Arbeiten durchlaufen hat, aufzugreifen und fortzuführen. So kann die Einbettung der Ausstellung in Aktivitäten, die auch die Eltern einbeziehen, eine Fortführung und Erweiterung des Projekts in den Kontext der gesamten schulischen Arbeit darstellen.