Junge unbegleitete Flüchtlinge haben ihre Familien und ihre Heimat verlassen, sind geflohen vor Krieg oder Gewalt und werden in Deutschland in internationalen Klassen unterrichtet. Mitgebracht haben sie meist nur wenige Dinge, die sie an ihr zurückgelassenes Leben erinnern: Fotos, Videos oder Kleidungsstücke.
In dem Storytelling- und Performance-Projekt „Prop Stories“ zeigen geflüchtete Jugendliche einen Gegenstand aus ihrem persönlichen Besitz und erzählen Geschichten zu diesem Gegenstand. Diese Geschichten können in der Vergangenheit spielen und etwas über ihr Leben und den Alltag in ihrem Herkunftsland erzählen oder aber auch in der Zukunft spielen und mitteilen, welche Vorstellungen und Wünsche die Autor*innen/ Performer*innen mit diesem Gegenstand für ihr zukünftiges Leben in Deutschland verbinden.
In „Prop Stories“ treffen junge Geflüchtete auf Schüler*innen mit und ohne Migrationshintergrund und bilden künstlerische Duos. Dabei übernehmen die hier bereits verwurzelten Teampartner*innen die Funktion von interkulturellen Guides und Sprach-Buddies. In der ersten Phase interviewen sie die Geflüchteten – gegebenenfalls in deren Herkunftssprache – zu den Gegenständen und ihren Geschichten und übersetzen sie für das künstlerische Team ins Deutsche. Unter der Leitung der Dramaturgin Anke Platon und des Regisseurs Ingo Toben entstehen im Kontext dieser Gespräche thematisch fokussierten Interviews Geschichten, die auf einem digitalen Aufnahmegerät aufgezeichnet und von Anke Platon zu einem multilingualen Script bearbeitet und montiert werden. In der zweiten Phase proben die Teilnehmer*innen das Script unter der Leitung von Ingo Toben als öffentliche Performance. Die Geschichten werden dabei als Wechselspiel zwischen Herkunfts- und Ankunftssprache aufgeführt. Die Sprach-Buddies sind Dolmetscher*innen und Performer*innen zugleich und begleiten die Geflüchteten on stage beim ihrem Prozess des Erinnerns und Wünschens.