Das Projekt "Wer hat das erlaubt?" stellt die Frage nach Normen und Konventionen innerhalb der Kunst und des eigenen Lebens und soll für die Jugendlichen einen experimentellen und prozessorientierten Zugang zur Malerei, frei vom ergebnis- und leistungsorientierten Denken, ermöglichen.
In der ersten, intuitiven Schaffensphase sollen zunächst Künstlermaterialien aber auch "kunstfremde" Materialien aus dem Alltag erprobt und Ideen zu Materialien und Motiven aus dem eigenen Umfeld entwickelt werden. Es sollen sowohl einzelne Werke, als auch Gemeinschaftsarbeiten entstehen. Der experimentelle Einstieg in die Kunst und die gemeinsame, spielerische Arbeit, frei von Leistungsdruck, fördern sowohl die individuellen, als auch die gemeinschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten, sowie die Teamfähigkeit der einzelnen Teilnehmer.
Im Anschluss an die erste Arbeitsphase sollen die entstandenen Arbeiten einzeln und in der Gruppe analysiert werden: Welche Materialien, Motive und Techniken sind für das eigene Bild möglich und "erlaubt"? Stoßen die Teilnehmer an Grenzen und Hemmungen im Umgang mit dem Material? Woher stammen diese Grenzen? Sind sie sinnvoll oder können sie losgelassen werden? Die individuellen Stärken des Einzelnen werden innerhalb der Analyse auch zu der Gemeinschaftsarbeit in Bezug gesetzt, so dass sich jeder Teilnehmer auch mit seiner eigenen Rolle in der Gruppe auseinandersetzen muss. Wo sind hier die Grenzen des Erlaubten? Wo beginnt und endet der Freiraum des Einzelnen innerhalb der gemeinschaftlichen Arbeit? Es werden Vorurteile gegenüber den anderen Teilnehmern abgebaut und die Kooperationsfähigkeit des Einzelnen gestärkt, so dass die gemeinsame Arbeit auch eine gewaltpräventive Funktion bekommt.
Auch das Lebensumfeld und der Alltag der Jugendlichen, wie z. B. das Schulgebäude oder Grundstück sollen in die Gestaltungsideen einbezogen werden. Wo sind die Grenzen und Möglichkeiten einer Kunst "im öffentlichen Raum"? Die Auseinandersetzung der Teilnehmer mit ihrer Rolle innerhalb der Gruppe wird hier ausgeweitet auf ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft. Schließlich sollen Vergleiche mit zeitgenössischen und früheren Künstlern herangezogen werden um darzustellen, wie sich der Begriff des "Erlaubten" im Laufe der Kunstgeschichte gewandelt hat. Zudem soll die Rolle des Künstlers und der Kunst innerhalb der Gesellschaft analysiert werden. Diese Auseinandersetzung eröffnet den Jugendlichen neue Sichtweisen auf Kunstwerke und stärkt die Motivation, selbst ein künstlerisches Statement abzugeben, um das eigene Umfeld zu entwickeln oder zu verändern. Die im Projektzeitraum entstandenen Werke sollen innerhalb einer Ausstellung präsentiert werden, sodass die Entwicklungen der Teilnehmer und der zunehmende Mut im gestalterischen Ausdruck erkennbar werden. Dazu sollen die Jugendlichen gemeinsam eigene Ideen zur Präsentation und Rahmenprogrammgestaltung entwickeln, planen und durchführen.